Was isch'n eigendlich BENOGGEL?
Heutzutage weiß kaum mehr einer, was Binokel eigentlich ist
(zumindest außerhalb unser wunderschönen schwäbischen Heimat). Die wenigen,
die noch binokeln, spielen nicht mal nach einheitlichen Regeln.
Selbst bei uns treten hin und wieder Differenzen auf. Hier sind nun die einzig wahren
Binokel-Regeln.
Den bislang Ahnungslosen (älle Fischköpf', Schluchtascheißer ond sonstiges
Gesocks') bringen wir jetzt das RICHTIGE Binokeln bei.
Läkzio 1 - D' Karda
Wer ein Skatblatt kennt, hat schon eine ungefähre Vorstellung, wie
Binokel-Karten aussehen. Das Blatt besteht aus 48 viel schöneren
Karten.
Um Binokel zu spielen benötigt man allerdings nur
40 Karten.
Die
Siebener
werden aussortiert und
entsorgt.
Es sei hier erwähnt, daß man in manchen Regionen mit den Siebenern spielt. Aber Sie
wollen ja die richtigen Regeln lernen, also: keine Siebener.
Beim Binokel gibt es jede Karte doppelt, d.h. es gibt nur 20 verschiedene Karten, von
denen jedoch jede zweimal vorhanden ist (2*20=40).
Diese sind:
Bua (oder Biable), Dam, Kenich, Zehner, Ass (oder Sau).
Das Blatt besteht aus den vier verschiedenen
Farben
Schälla (auch Bolla genannt), Herz, Schibba und Kreuz (Eichel).
Ein Binokel-Blatt erhalten Sie in jedem guten Spielwarengeschäft, oftmals auch
auf Nachfrage bei den örtlichen Sparkassen und Volksbanken (zumindest im Schwabenländle)
oder auch (gegen eine Bearbeitungsgebühr von 15,- DM) bei
De' Benoggler.
Haben Sie das auch alles verstanden? Hier ein paar Testfragen:
Mit welcher der folgenden Karten kann man Binokel spielen?
Mit wieviel Karten spielt man Binokel?
Läkzio 2 - 's Zähla
Bevor es richtig losgehen kann (wir hoffen Sie halten's noch aus) müssenen Sie erstmal die Werte
der einzelnen Karten erfahren, begreifen und auswendiglernen. Klicken Sie
hier
um zu schnallen, was die Binokel-Karten wert sind. Obacht es wird nicht in Punkten gezählt, sondern
in AUGEN (gell Nafets!).
Das schöne beim Binokel ist, daß man was melden kann
(auch wenn man daheim nichts zu melden hat). Dabei legt man bestimmte Kartenzusammenstellungen
(hä?) mit festgelegten Wertigkeiten heraus. Es gibt:
Was man melden kann |
Die Karten dazu... |
Augen |
als Trumpf |
Ein Paar [a Pärle] |
König und Dame von der selben Farbe |
20 |
40 |
40 Unter [40 Biabla] |
von jeder Farbe ein Unter |
40 |
- |
60 Ober [60 Dama] |
von jeder Farbe ein Ober |
60 |
- |
80 Könige [80 Kenich] |
von jeder Farbe ein König |
80 |
- |
100 Ass [100 Ass] |
von jeder Farbe ein Ass |
100 |
- |
Familie |
Unter, Ober, König, Zehn und Ass von einer Farbe |
100 |
150 |
Rundgang |
von jeder Fabe ein Pärchen |
240 |
- |
Binokel [Benoggel] |
Schippen-Ober und Schällen-Unter |
40 |
- |
Doppelter Binokel [Dobblder Benoggel] |
alle Schippen-Ober und Schällen-Unter |
300 |
- |
Haben Sie alle 8 Asse, so zählt dies 1000 Augen. Entsprechendes gilt für
alle Unter, Ober und Könige. Bei Zehnern gibt es nichts!
|
|
So, und nun die allseits beliebten Testfragen:
Mit welchen der folgenden Karten kann man am meisten melden?
Mit welchen der nachfolgenden Karten kann man einen Binokel melden?
Läkzio 3 - Beginn und 's Reiza
Sodele, jetzetle wär's langsam Zeit auch mal das Ziel des Spiels zu erwähnen. Also
eigentlich geht es nur darum zu gewinnen. Und das geht so: Alle gemeldeten und im Spiel erworbenen
Augen
werden für jeden Spieler aufgeschrieben und zusammengezählt. Wer zuerst 1000 Augen
erreicht hat, hat gewonnen. Eigentlich ganz einfach. Später noch mehr dazu.
Jetzt aber zum Spiel. Man kann Binokel zu dritt oder zu viert spielen (manchmal spielt man auch zu
fünft oder sechst). Wir wollen Ihnen die Regeln anhand von drei Spielern erläutern. Zuerst
werden die Karten (gegen den Uhrzeigersinn) ausgeteilt: 4 - 2 - 4 - 2 - 4. Wobei die "4" bedeutet,
daß jeder Spieler vier Karten erhält und die "2", daß zwei Karten verdeckt
in die Mitte des Tisch's gelegt werden für den sogenannten Dapp (oder Tap). Dieser besteht
also aus vier Karten und jeder Spieler hält 12 Karten auf der Hand.
Nun beginnt das Reizen.
Es beginnen die beiden Spieler, die nicht ausgeteilt haben abwechselnd sich zu überbieten, bis
einer der beiden nicht mehr mithalten kann und "wägg!" schreit. Bei diesem Wert wird nun
mit dem dritten Spieler weiter gereizt. Gewöhnlich wir bei 150 oder 200 begonnen zu reizen
und abwechselnd in 10er-Schritten überboten. Derjenige, der übrigbleibt hat das Spiel und
bekommt den Dapp, welcher nun zuerst für alle sichtbar aufgedeckt wird.
Wie weit man reizen kann, hängt von den Karten ab, die man auf der Hand hält. Wenn man
ein Spiel hat, muß man den gereizten Zahlenwert mit seinem Gemeldeten plus den gemachten Stichen
erreichen. Maximale Augenzahl an Stichen sind 250. Erreicht man den "Reiz" nicht, so wird der
doppelte Reizwert als Minus aufgeschrieben. Ist man jedoch schon vor dem Spiel der Meinung, daß
man sich überreizt hat, so kann man sagen "i gang ab" und das Spiel wird nicht gespielt und
nur einfach negativ gewertet.
Ein kleines Beispiel: Man hat eine Familie (als Trumpf 150 Augen) und einen Binokel (40 Augen)
auf der Hand. Schätzt man, daß man 150 Augen mit Stichen machen wird, so kann man bis
340 (150 + 40 + 150) reizen. Man spekuliert aber meistens noch darauf, daß im Dapp die ein oder
andere brauchbare Karte dabei ist.
Mal sehen, ob Sie auch das verstanden haben:
Sie haben bis 310 gereizt und haben (nach dem Drücken)
diese Karten
auf der Hand. Was machen Sie?
Läkzio 4 - 's Spiel
Derjenige, der das Spiel hat (also am weitesten gereizt hat), nimmt die vier Karten des Dapps auf
die Hand und "drückt" wieder vier Karten, d.h. er legt vier Karten verdeckt auf den Tisch. Diese
zählen später zu seinen Stichen dazu. Vergißt er zu drücken oder drückt
er zu viel oder zu wenige Karten (ja, so was soll's wirklich geben) geht das Spiel doppelt verloren.
Nachdem er nun gesagt hat, welche Farbe Trumpf sein soll, kann jeder Spieler melden, indem er
die Karten offen auf den Tisch legt, mit denen er etwas meldet. Die gemeldeten Augen
werden aufgeschrieben.
Der Spieler rechts vom Geber beginnt nun das Spiel und legt eine Karte raus. Man muß Farbe
bedienen und, wenn möglich überstechen (d.h. eine höhere Karte der gleichen Farbe
ausspielen). Hat man diese Farbe nicht so muß man stechen, also Trumpf spielen. Hat man auch
keinen Trumpf mehr auf der Hand, so kann man eine beliebige Karte ausspielen. Werden beispielsweise
zwei Herzasse ausgespielt, so bekommt derjenige den Stich, dessen Ass zuerst ausgespielt wurde
(vorausgesetzt natürlich, der dritte sticht die beiden Asse nicht ab).
Es gibt jedoch eine Ausnahme von diesem Spielablauf: Den "Durch".
Glaubt der Spieler, der das Spiel hat, daß er alle Stiche machen wird, kann er einen Durch
ansagen. Dieser zählt 1000 Augen (bzw. -1000 falls er verloren geht). Der "Durchspieler" ist
immer vorne, er spielt also als erster aus. Trumpf gibt es beim Durch nicht und gemeldet wird
auch nicht.
Es gibt auch noch eine zweite Ausnahme, den "Bettel". Da er bei uns aber nicht gespielt wird (dees
isch doch bloß ebbes für Heggabeerlesbronzer ond Kabbaschdricker) erklären wir ihn
auch nicht.
Läkzio 5 - 's Uffschreiba ond d'r Räscht
Der Schreiber (das ist derjenige, der als letzter zum Binokeln erscheint) macht für jeden
Spieler sowie für den "Reiz" eine Spalte. Nach dem Reizen schreibt er den Reiz auf und
danach was jeder Spieler gemeldet hat.
Nach dem letzten Stich, der übrigens 10 Augen extra einbringt, werden die Stiche gezählt und
für jeden Spieler aufgeschrieben. Dabei rundet man auf die nächste Zehnerstelle
auf bzw. ab (Bsp.: 144 Stiche: 140; 145 Stiche: 150).
Nun zählt man Stiche und Gemeldetes zusammen. Hat
derjenige, der das Spiel gemacht hat den Reiz nicht erreicht, so wird sein Gemeldetes und
seine Stiche gestrichen und stattdessen der doppelte Reizwert abgezogen. Hat jemand keinen
Stich gemacht, so zählt auch sein Gemeldetes nicht.
Geht ein Spieler ab (siehe Läkzio 3), so wird ihm nur der einfache Reizwert abgezogen.
Die anderen Spieler können daraufhin noch melden. Ihnen wird das Gemeldete plus 40 Extra-Augen
gutgeschrieben.
Beim Durch werden nur dem "Durch-Spieler" 1000 Augen (falls verloren -1000) aufgeschrieben. Diese
zählen allerdings extra und werden nicht zu den schon gemachten Augen dazugezählt. Man
schreibt die Augen für einen Durch meist in die Zeile des Namens dazu.
Sieger des Spiels ist, wer als erster 1000 Augen oder 3 gewonnene Durch erreicht hat. Zum Spielende
können aber auch -1000 Augen bzw. 3 verlorene Durch führen.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß es noch viele kleine
Zusatzregeln, Sonderfälle usw. gibt, die hier nicht alle erwähnt werden können.
Sollten Sie nicht weiterwissen oder sich mit Ihren Mitspielern über die richtigen Regeln
streiten, können Sie gerne Kontakt zu uns aufnehmen.
Oder nehmen Sie einfach unser Forum "Benogglers Corner"
in Anspruch.
In Ausnahmefällen bieten wir auch einen Kurs für Binokel-Anfänger an.
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